Yoga

Der friedliche, reine Geist

Unter dem Begriff „Yoga“ werden verschiedene geistige und körperliche Übungen zusammengefasst.  Sie sollen Wege zum eigenen Selbst aufzeigen. Das Wort Yoga bedeutet in der indischen Gelehrtensprache Sanskrit so viel wie „Vereinigen“ und „Anspannen“. Die theoretische Grundlage des Yoga bilden buddhistische und hinduistische Lehren, die seit über 5000 Jahren gelebt, gelehrt und praktiziert werden.

In dem klassischen Yogatext „Die Wurzeln des Yoga“, der auf ungefähr 200 v. Chr. datiert wird, heißt es: Yogas citta-vritti-nirodhah – Yoga ist jener innere Zustand, in dem die seelisch-geistigen Vorgänge zur Ruhe kommen.

Yoga hat zunächst nichts mit Fitness und Körperübungen zu tun, sondern vielmehr mit der Beruhigung des Geistes. Yoga soll beim bewussten Umgang mit der eigenen Psyche und dem alltäglichen Lebensumfeld helfen. Das Ziel der Übungen ist die Erlangung „kosmischen Bewusstseins“. Dieser Zustand kann durch Meditation und Selbstdisziplin erreicht werden.

Ein friedlicher Geist benötigt einen friedlichen Körper 

Die alleinige Anwendung geistiger Techniken ist sehr schwer und langwierig, so dass die Suche nach dem eigenen Selbst durch körperliche Übungen unterstützt werden kann. Diese bestehen aus achtsam und konzentriert ausgeübten Körperstellungen (Asanas) und Atemübungen (Pranayama).

Einige der positiven Wirkungen sind:

  • Körperliche und geistige Fitness, Stressabbau
  • Reduzierung von Verspannungen und Schmerzen
  • Erhöhte Beweglichkeit
  • Mehr Energie und Lebensfreude
  • Erhöhte Konzentrationsfähigkeit
  • Stärkung des Immunsystems
  • Lösen von Energieblockaden
  • Völlige Entspannung
  • Vorbereitung auf die Meditation

Der wichtigste Quelltext des Yoga ist das Yoga-Sutra des Patanjali. Außerdem vermittelt die Bhagavad-Gita (Der Gesang Gottes) dem praktizierenden Yogi wichtige philosophisch-religiöse Erkenntnisse. In dem Text geht es u.a. um Karma (Ursache und Wirkung), Reinkarnation, Meditation, Selbstverwirklichung, Gotteserkenntnis und glaubensvolle Gottesliebe. Darüber hinaus enthält die Bhagavad-Gita klare und direkte Anweisungen für den Yogi.

Bitte finden Sie auf den nächsten Seiten Beschreibungen der wichtigsten Yoga-Traditionen. Diese sind nicht erschöpfend und umfassend, sondern sollen lediglich dem Interessenten einen ersten Eindruck verschaffen.

Yogatraditionen

Hatha Yoga

Hatha Yoga ist eine Form des Yoga, bei der das Gleichgewicht zwischen Körper und Geist vor allem durch körperliche Übungen (Asanas), Atemübungen (Pranayama) und Meditation angestrebt wird.

Hatha bedeutet Sonne und Mond, männlich und weiblich, heiß und kalt.

Eine im Westen relativ weit verbreitete Form des Hatha Yoga ist das von B.K.S. Iyengar begründete Iyengar Yoga, bei dem Hilfsmittel wie Gurte und Holzklötze verwendet werden, um die Asanas leichter praktizierbar zu machen.

Ist das Licht des Yoga einmal angezündet, verlischt es nicht mehr. Je intensiver Sie üben, desto heller wird die Flamme sein. (B.K.S. Iyengar)

Raja Yoga

Raja Yoga ist einer der vier klassischen Wege des Yoga Durch eine Mischung von philosophischer Lehre und körperlicher Übungen wird die stufenweise Entwicklung und Beherrschung des Geistes angestrebt.

Raja bedeutet der König.

Raja Yoga ist auch als Ashtanga Yoga bekannt, dem „acht-stufigen Pfad des Yoga“:

  • Yama: die 5 Enthaltungen
  • Niyama: die 5 Verhaltensregeln
  • Asana: Zusammenführung von Körper und Geist durch Yoga-Asanas, die rechte Meditationshaltung
  • Pranayama: Zusammenführung von Körper und Geist durch die Atmung
  • Pratyahara: das Zurückziehen der Sinne von der Außenwelt
  • Dharana: Konzentration auf nur einen Gedanken
  • Dhyana: Meditation und Kontemplation
  • Samadhi: die völlige Ruhe des Geistes, Selbstverwirklichung, Erleuchtung

Kundalini Yoga

Kundalini Yoga ist eine Yoga-Art, die besonders im Tantrismus eine wichtige Rolle spielt.

Das Ziel des Kundalini-Yoga ist die Erweckung der Kundalini (Sanskrit, weibliche Urkraft). Sie wird oft als schlafende Schlange dargestellt, die im Becken bzw. am unteren Ende der Wirbelsäule ruht. Durch die yogische Praxis soll eine innere Reinigung erfolgen, die Kundalini den Aufstieg durch den Körper hindurch in das höchste Energiezentrum des Menschen (Sahasrara-Chakra) ermöglicht.

Damit können spirituelle Erfahrungen und Glücksgefühle verbunden sein, die als überwältigend beschrieben werden.

Zur Praxis gehören Asanas, Pranayama, Mudras, Mantras und Visualisierungen.

Im Westen sehr verbreitet ist eine Form des Kundalini-Yoga, die von dem Sikh Yogi Bhajan gelehrt wurde.

Karma Yoga

Karma Yoga ist der Yoga der Tat und bedeutet ein Handeln ohne Anhaften an den eigenen Taten. Es wird auch als „selbstloses Yoga“ bezeichnet.

Viele moderne Yoga-Meister (Sri Aurobindo, Anandamayi Ma, Sivananda, Amritanandamayi) empfehlen die Verbindung von Meditation (Hatha-Yoga, Raja-Yoga) und umfassender Liebe (Karma-Yoga).

Karma-Yoga, der Pfad der Werke, strebt danach, jegliche menschliche Aktivität an den erhabenen Willen hinzugeben. Er beginnt mit der Absage an alle ichhaften Zwecke unserer Werke, an alles Unternehmen einer Handlung aus ichhaftem Interesse oder um eines weltlichen Resultats willen. Gelassenheit, Verzicht auf alles Verlangen nach der Frucht unseres Wirkens und ein Handeln, das als Opfer der gesamten Natur dargebracht wird; das sind die drei grundlegenden Zugänge zu Gott auf dem Weg des Karma-Yoga der Bhagavad Gita.

Mutter Theresa und Mahatma Gandhi haben durch ihr selbstloses Handeln zum Wohl der Menschheit beigetragen und dem Karma-Yoga im Westen eine essenzielle Bedeutung gegeben.

Jnana Yoga

Jnana Yoga bedeutet „Der Weg des Wissens“ und ist das Streben nach Erkenntnis der letzten Wahrheit, um Erlösung vom Kreislauf der Wiedergeburten zu erlangen. Nach hinduistischem Verständnis ist die Wurzel von allem Übel „Avidya“, das „Nichtwissen“, und dieses wiederum die Ursache für die Wiedergeburt. Nicht theoretische Gelehrsamkeit und Anhäufung von Einzelwissen ist das Ziel, sondern Weisheit. Das Mahabharata (das bekannteste indische Epos) beschreibt den Unterschied bildlich: „Wer nicht erkennt, sondern nur vieles gehört hat, kann den Sinn der Schriften nicht verstehen, so wie ein Löffel nichts vom Geschmack der Suppe weiß“ (MB.II,55,1)

Nach dem Advaita, der vorherrschenden hinduistischen Philosophie, ist dieses Wissen stets vorhanden, es braucht nicht erworben, sondern nur enthüllt zu werden.

 

Bhakti Yoga

Bhakti Yoga ist der Yoga-Weg der Hingabe.

Bhakti, die liebevolle Hinwendung an Gott, will die Gefühle als einen Weg nutzen, um Gott nahe zu kommen.

Diese kann viele Formen annehmen. Einige traditionelle Ausdrucksformen des Bhakti sind:

  • Japa – Die Wiederholung göttlicher Namen oder Mantren

(rezitieren von Worten) in Gedanken oder in gesprochenen Worten.

  • Kirtana – Rhythmischer Wechselgesang ebensolcher göttlicher Namen und Mantras.
  • Bhajans – Das gemeinsame Singen religiöser Lieder.
  • Pujas – religiöse Zeremonie bei der vor einer Statue oder einem Bildnis der Gottheit (oder auch eines Gurus) symbolisch Artikel wie Früchte, Reis, Licht und eine Kokosnuss dargebracht werden. Die Puja besteht normalerweise aus einer Anrufung (Avahanam) der Gottheit, sowie Lobpreisungen. Sie kann aus einem Gemisch von Sanskrit und der lokalen Sprache bestehen.
  • Seva – Dienst an der Gottheit. Jede Tätigkeit kann als Dienst an der Gottheit verstanden werden und ihr innerlich dargebracht werden.

Eine besondere Rolle innerhalb des Bahkti Yoga kommt dem Gott Krishna zu. Anhänger dieser Richtung sind davon überzeugt, dass es sich um eine wirkungsvolle Methode handelt, Befreiung zu erlangen. Die „Hingabe“, die dafür benötigt wird, soll auch durch Konzentration beeinflusst werden.