Berufsbild des Heilpraktikers

Der Heilpraktiker und die Naturheilkunde

Der Heilpraktiker übt seine Tätigkeit berufsmäßig aus und in eigener Verantwortung. Berufsbild des Heilpraktikers: als Basis seiner Tätigkeit gelten Vorstellungen und Verfahren der Naturheilkunde, die dann zu einer Feststellung, einer Krankheit führen. Durch die dann eingesetzte Therapie ist das Ziel, dem Patienten zu einer Linderung oder Heilung seiner Beschwerden zu verhelfen. Die Naturheilkunde geht in Diagnostik und Therapie seit jeher von einem Ganzheitsprinzip, und basiert auf einem Naturbegriff, welcher sich im Leben selbst äußert. Das Endziel eines Heilpraktikers ist es, die vollkommene Erhaltung des Lebens zu erreichen, durch sich selbst organisierende Systeme und Ordnungsprinzipien. Indem er die inneren und äußeren Ursachen und Bedingungen seines Patienten in einen Gesamtzusammenhang setzt und sich so ein Bild der Erkrankung macht, ist er in der Lage, seinem Patienten in einer Ordnungstherapie Zusammenhänge aufzuzeigen, Erkenntnis zu fördern und ihn nach dem naturheil- kundlichen Modell zu therapieren. Gesundheit ist für den Heilpraktiker die intakte Einheit von Körper, Geist und Seele.

Diagnostik und Behandlung

Ein ganzheitliches System ist so beschaffen, dass eine einzelne Störung dieses nicht aus dem Gleichgewicht bringen kann. Hierzu braucht es ein komplexeres Spektrum aus Störfaktoren. Deshalb zielt die Therapie des Heilpraktikers darauf ab, die krankheitsverursachenden Bedingungen zu beseitigen, um dem biologischen System die Möglichkeit der selbstständigen Heilung zu bieten. Die Krankheit ist nicht alleine Mittelpunkt der Heilung. Die gesamte Person tritt in den Mittelpunkt der Behandlung. Neben klinischen und anamnetischen Daten, zieht der Heilpraktiker auch Konstitution, Temperament, Disposition und Diathese des Kranken für seine Beurteilung heran. Die daraus gefolgerten Überlegungen regen die Selbstheilungskräfte des Patienten an und begünstigen so den natürlichen Heilungsprozess.

Das Verhältnis Heilpraktiker – Patient

Der Patient steht mit seiner ganzheitlichen Persönlichkeit im Mittelpunkt der naturheilkundlichen Erwägungen des Heilpraktikers. Hieraus ergibt sich ein achtungsvoller Umgang und hoher gegenseitiger Respekt. Im Gegensatz zur Schulmedizin sieht sich der Heilpraktiker nicht als Fachautorität, sondern als Mitmenschen des Hilfesuchenden. Er öffnet sich diesem, hört ihm zu und nimmt ihn an. Dabei lässt er sich auf die Merkmale ein, die der Kranke mitbringt und bringt diese schlussendlich in einen Gesamtzusammenhang. Erscheinung, Gang, Gestik, Mimik oder der Geruch des Patienten verknüpft und strukturiert er, um zu einen sein weiteres therapeutisches Vorgehen abzuleiten. Um andererseits aber auch den Patienten über die Zusammenhänge aufzuklären und ihn zu aktivieren, für die aktive Unterstützung und Mitverantwortung bei der therapeutischen Bemühung. Ziel des Heilpraktikers ist es, seinen Patienten durch eine Ordnungstherapie zu eigenem Engagement anzuregen, eine der Krankheit angemessene Lebensführung anzustreben und durchzuführen. Somit fühlt der Heilpraktiker als geeigneter Ansprechpartner und sinnvolle Ergänzung für die mitverantwortlichen und aufgeklärten Bürger unserer Gesellschaft.

Aufgaben des Heilpraktikers

Die Kernaufgabe des Heilpraktikers besteht darin, über die Grenzen der offiziellen medizinischen Bedarfsdeckung des Gesundheitswesens hinaus, die individuellen gesundheitlichen Bedürfnisse der Bürger alternativ und ergänzend zu erfüllen. Auch erfüllt er somit die gesellschaftliche Funktion, einer Monopolstellung der institutionalisierten Medizin in unserer demokratischen Gesellschaft entgegenzuwirken. Auch die Therapiefreiheit wird durch das Wirken der Heilpraktiker gewahrt und die Wahlfreiheit der Bürger, welche Behandlung sie bevorzugen, geschützt. Auch ohne offizielle medizinische Anerkennung seiner Methoden, erfüllt der Heilpraktiker diese soziologische Funktion als eigenständiger Behandler. Auch die Therapiefreiheit und -vielfalt wird durch seine Arbeit sinnvoll gewahrt. Eine weitere Aufgabe besteht naturgemäß darin, einen Beitrag zur Volksgesundheit zu leisten, in- dem er seine Patienten zu einer gesunden Lebensweise, insbesondere im Hinblick auf die richtige Ernährung, anhält. Hinzu kommt die Aufgabe, als Heilpraktiker die traditionelle reine Naturheilkunde zu bewahren, besonders in Zeiten des wissenschaftlichen Dogmatismus der Medizin.

Ursprung und Tradition der Heilkunde

In unseren Kulturkreisen basiert die Heilkunde auf den Säftelehren des griechischen Altertums. Dieses Vorstellungsmodell, in das auch die Pflanzenheilkunde integriert war, erweist sich bis heute als äußerst erfolgreich. Lange Zeit gingen Schulmedizin und Heilkunde, trotz der Gründung zahlreicher Universitäten, von gemeinsamen Grundvorstellungen aus. Erst im vorigen Jahrhundert mit der Anerkennung der Virchow`schen Zellularpathologie, gingen Naturheilkundige und Schulmediziner getrennte Wege. Beispielsweise die Homöopathie nach Hahnemann findet in der wissenschaftlichen Medizin keine Anerkennung. In der Naturheilkunde jedoch wurde sie von Anfang an integriert und genießt bis heute große Popularität. Als Reaktion auf die Trennung von der wissenschaftlichen Medizin formierte sich auch die Heilkunde Ende des 19. Jahrhunderts neu, mit dem Gebot, in ihren Heilweisen den Weg der Natur nachzuvollziehen, möglichst natürlich zu behandeln und auf jeden Fall nicht zu schaden. In der Vergangenheit gibt es viele berühmte Naturheilkundler, die beispielhaft für die Entwicklung seit dem Mittelalter stehen:

  • Äbtissin Hildegard von Bingen (Klostermedizin)
  • Paracelsus
  • Johann Schroth (Heilfasten)
  • Pastor Emanuel Felke (Vater der Heilpraktiker, Augendiagnose, Pflanzenheilkunde und Homöopathie, erstmalige Entwicklung von Komplexmittelsystemen)