Pathophysiognomie

Physiognomik

Unter Physiognomik verstehen wir das Beobachten, Erkennen und Interpretieren aller Formen, die wir mit unseren Augen wahrnehmen können. Alles was wir sehen können, definiert sich durch seine Form, Farbe, Strahlung und Spannung – ob in der Natur, Architektur oder beim Gesicht und bei der Gestalt des Menschen. Was ausgeprägt ist, tritt auch deutlich in Erscheinung – indem wir die Bedeutung kennen, können wir es lesen lernen. Das Wesentliche dabei ist das fühlende Sehen und damit das Erkennen, welche Eigenschaften, Stärken und Schwächen dahinter stehen.

Psycho-Physiognomik

Die Psychophysiognomik ist die Lehre von der Form und dem Ausdruck. Sie berücksichtigt die Gestalt und das Gesicht, das auch als Spiegel unserer Persönlichkeit bezeichnet werden kann. Carl Huter bezeichnet seine Lehre als „Praktische Menschenkenntnis“ und zeigt darin auf, wie sich das Innere in der äußeren Erscheinung offenbart. Wir erfassen dies durch reines und urteilfreies Beobachten – durch das fühlende Sehen – was uns die individuellen Eigenschaften, Stärken und Schwächen eines Menschen erkennen lässt.

Unser Gesicht ist der Spiegel unserer Persönlichkeit. Die Psycho-Physiognomik hilft, den Menschen in seinem Wesen besser zu verstehen und gezielter mit ihm zu kommunizieren. Es sind naturgesetzliche Kräfte, Regeln und Wirkungen, die unsere Gestalt und unser Aussehen prägen. Was im Gesicht dominant erscheint, hat auch eine stärkere Kraft und Wirkung. So sagt die Nase etwas über die Willensstärke aus, das Kinn über die Durchsetzung und die Stirn verrät, mit welchen geistigen Inhalten sich ein Mensch gerne beschäftigt. So sind Stärken und Talente in jeder Gestalt angelegt.

Huter unterscheidet drei Grundnaturelle, die die Hauptlebensbedürfnisse des Menschen ausdrücken: Ernährung, Empfindung und Bewegung. Jeder Mensch hat Anteile von jedem Naturell, wobei eines oder zwei davon meist vorherrschend sind. Das Wesentliche ist seine Kraftrichtungsordnung, in der er die physikalischen Kräfte und Gesetzmäßigkeiten aufzeigt, aus denen alle Formen hervorgehen, daher auch seine Aussage: „ In den Formen lebt der Geist!“

Carl Huter hat die Psycho-Physiognomik begründet. Der gelernte Dekorations- und Porträtmaler beschäftigte sich als Autodidakt intensiv mit den Schriften bekannter Physiognomen, Phrenologen und Mimiker, führte deren Erkenntnisse zusammen und entwickelte sie weiter. Ein Vorteil der Psychophysiognomik ist das Erkennen von Stärken und Talenten schon bei Kindern. Wir lernen unsere Mitmenschen besser verstehen, mehr Toleranz entwickeln und gezielter zu kommunizieren. Wir können Kunden, Klienten und Patienten besser einschätzen und ihrem Wesen gemäß beraten oder behandeln.

Patho-Physiognomik

Von der Gesichtsdiagnose zur Therapie: Grundlage der Gesichtsdiagnose ist die Pathophysiognomik nach Natale Ferronato, die Lehre der organ- und funktionsspezifischen Krankheitszeichen im Gesicht. Natale Ferronato hat in 60-jähriger Forschungsarbeit herausgefunden, dass jedes Organ eine exakte Ausdruckszone im Gesicht hat. Der Autor sieht das Gesicht auch als Somatotop, wie wir es von anderen Reflexzonensystemen wie den Ohr- oder den Fußreflexzonen bereits kennen. Die Therapie an den Gesichtsarealen kann die entsprechenden Organe beeinflussen.

Zwölf Hirnnerven steuern die Funktionen der Organe und bringen die Informationen, welche im Mittelhirn verschaltet werden, auf die Gesichtshaut. Der Nervus trigeminus projiziert dabei Organinformationen in Areale auf die Gesichtshaut und vermutlich erreicht umgekehrt der therapeutische Impuls das Erfolgsorgan auch über den Nervus trigeminus.

Das Erkennen von Schwellungen, Dellen, Farb- und Strukturveränderungen im Gesicht ermöglicht alleine keine klinische Diagnose. Es macht organische Belastungen und Funktionsschwächen deutlich und gibt Hinweise, welches Organ Unterstützung braucht. Diese Schwächezeichen bestehen lange bevor sich ein Symptom meldet und ändern sich mit der Verfassung des entsprechenden Organs. Letzteres macht für den geübten Beobachter eine Verlaufskontrolle seiner Therapie möglich. Mit Hilfe eines Spiegels kann der jeder die Zeichen selbst sehen lernen und über die Beobachtung seines Gesichtes lernen, mehr Eigenverantwortung für seine Gesundheit zu übernehmen.

Die fünf Kriterien der Gesichtshaut sind  Färbung, Gewebefüllung,  Spannung, Struktur und  Strahlung. Hauterkrankungen müssen von gesichtsdiagnostischen Zeichen unterschieden werden. Schwellungen deuten auf  Stau, Fülle, Ödem und Einziehungen stehen für Mangel, Leere, Trockenheit. Wie bei einem Herbstblatt, so ändern sich auch die Farben im Gesicht mit zunehmendem Alter. Praktisches Vorgehen bei der Gesichtsdiagnose  z. B. beim Verdauungssystem: Ein gleichmäßiges, aber auch nicht zu kräftiges Lippenrot auf beiden Lippen ist ein Zeichen für gute Darmgesundheit. Abweichungen lassen auf Darmfunktionsstörungen schließen.

Das Gesicht ist eine Reflexzone und die Organe sind in definierten Gesichtsarealen angeordnet. Der Magen stellt sich Zone rechts und links am Mundwinkel dar. Die Oberlippe repräsentiert den Dünndarm, die Unterlippe den Dickdarm. Dabei ist der erste Teil des Dünndarms, der Zwölffingerdarm, in einer ca. 2mm breiten Zone direkt über der Oberlippe zu finden. Die Leber findet sich am äußeren rechten Rand der Unterlippe, direkt an die Lippe angrenzend; die Milz entsprechend auf der linken Seite. Die Milzzone ist etwas kleiner als die Leberzone. Mittig unterhalb der Unterlippe ist die längliche Zone der Bauchspeicheldrüse. Zwischen Pankreas und Leber sowie Pankreas und Milz unterhalb der Lippe liegen die Reflexzonen der Gallenwege einschließlich der Gallenblase.

Das Beurteilen der Gesichtshaut erfordert einen geübten Blick, da die Haut, die als Projektionsfläche dient, selbst ebenfalls ein Organ ist. Diese wertvolle Hinweisdiagnostik für die Praxis ist in dem Buch „Pathophysiognomik – Von der Gesichtsdiagnose zur Therapie“  zusammengefasst. Die entsprechende Ausbildung für Therapeuten wird jedes Jahr an 4 Wochenenden angeboten.

Dieser Text wurde uns freundlicherweise von www.muench-naturheilkunde.de zur Verfügung gestellt. Hier finden Sie weitere Informationen.